Montag, 22. Februar 2010

kleines Leben


Wie man angemessen auf ein zaghaftes Klopfen reagiert

Aus dem Nichts, ein kleines Reißen aus den Gedanken, aus den guten Taten des Tages. Ein verwischtes Zupfen am unteren Rockzipfel. Etwas Kleines. Etwas, das nur vielleicht rein will, nicht stören, nicht weiß, ob es klopfen darf. Unangekündigt. Unwissend. Verstört. Ich reagiere, muss mindestens genauso antworten. Auf ein Flüstern darf man nicht schreien. Wie in einem langsamen Blues: Call and Response.

Es klopft, es klopft zaghaft. Mit einer Vorfreude, die bis in die kribbelnden Zehen sickert bin ich, reduziert auf meine ursprünglichsten Triebe, nicht sicher, ob die Neugierde oder die Angst über sein Handeln siegt. In Türsichtweite, durch das milchige Glas, kann ich einen schemenhaften Umriss erkennen. Da bewegt sich was. Es ist genauso ungenau, wie ich es mir vorstellte. Ein Milchglasmensch. Er räuspert sich.

Ich tapse langsam tröpfelnd auf seidig-schneidigen Pfoten zum Tor, linse langsam um die Ecke, sachte. Folge dem einzigen Lichtstrahl, der durch das gedämpfte Glas aus dem Hausflur kommt. Werde angezogen wie Tier aus seiner Winterschlafhöhle. Ein scheues Ding, das nie in der Mitte, stets am Rand huscht. Kaum die Klinke berührt, schon werde ich ein Zeitninja, der keine Spuren hinterlässt und noch weiter implodiert um ohne Geräusch Einlass zu gewähren und mit freudigem Gesicht
einen Fremden erblickt.
"Oh!"

by zucka

2 Kommentare:

  1. Sehr schöner Blog und du schreibst schön:)

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  2. großartige bildkompostion und ausleuchtung.
    die alternative ist/war nicht im geringsten konkurrenzfähig. :)

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